In Nechlin wurde in den letzten Jahren fast eine Million Euro ausgegeben, um gerade einmal 35 Haushalte mit sauberer Wärme zu versorgen. Pro Haushalt gingen für die Wärmeversorgung 27.000 Euro drauf – das Zehnfache eines modernen Brennwertkessels und das Doppelte einer 100-Quadratmeter-Dach-Photovoltaik-Anlage, die im Jahr genug Strom für eine elektrische Heizung eines Haushalts liefern würde. Doch der wahre Preis wird verschwiegen und das „Windwärme“-Projekt des Windkraft-Betreibers Enertrag in den ARD-Tagesthemen als Erfolg und zukunftsweisend gefeiert.
Wie konnte es zu einer solch enormen Geldverschwendung kommen?
Was vor Enertrags Windwärme-Projekt in Nechlin vorhanden war …
Bis 2013 wurden in Nechlin 214.368,63 Euro investiert, um 3.150 Meter Wärmeleitungen zu verlegen. Weitere 329.291,35 Euro flossen in die Anlagen zur CO2-freien Wärme- und Stromerzeugung. Das kombinierte Blockheizkraftwerk Nechlin basierte auf Biomasse (Holz), Solarthermie, Photovoltaik sowie Rapsöl und Biodiesel. Für die bereits damals angeschlossenen 34 Haushalte in Nechlin war dadurch bereits seit 2013 eine CO2-neutrale Versorgung mit Strom und Wärme sichergestellt, wenn auch zu einem schon damals stolzen Preis. Das Projekt wurde massiv gefördert durch die EU, das Land Brandenburg und die Gemeinde Uckerland.
Was Enertrag mit 400.000 Euro in Nechlin machte …
In Brandenburg wird bei Wind zu viel Windenergie produziert. 7.500 MW Nennleistung an Windkraft steht inklusive Berlin nur ein Leistungsbedarf zwischen 2.500 und 4.500 MW gegenüber. So wollte man nun einen künstlichen Abnehmer für diese subventionierten Überschüsse schaffen. Die Heizung Nechlins kam jedoch ohne Windstrom aus. Also wurde ein Stromkabel zum Windpark gezogen und ein riesiger Speichertank samt Heizelementen errichtet. Die Kosten hierfür werden von Enertrag mit insgesamt „über 400.000 Euro“ beziffert. Das Fernwärmenetz wurde nun für ihre „Windwärme“ genutzt. Die kurz zuvor erfolgten Investitionen von über 200.000 Euro in das Wärmenetz werden bei der Kostenbetrachtung von Enertrag regelmäßig unterschlagen. Ebenso verheimlicht Enertrag, dass die Windwärme in Nechlin gar keine fossilen Energieträger ersetzt hat, sondern das gerade erst mit massiver staatlicher Förderung für knapp 330.000 Euro errichtete CO2-neutrale Heizsystem.
Enertrags Windwärme in Nechlin dient folglich nicht der Vermeidung von CO2 oder dem Sparen von Geld. Es ist in erster Linie ein künstlicher Abnehmer für subventionierte Windkraft-Überkapazitäten und Rechtfertigung für den Bau weiterer hochsubventionierter Windkraft-Überkapazitäten.
Nicht nur im Bau ist die Windwärme eine teure Angelegenheit. Denn auch im Betrieb ist sie alles andere als billig. Während sich die Windräder über EEG-Umlage finanzieren, wird der Strom für die „Windwärme“ verbilligt, indem auf die EEG-Umlage verzichtet wird. Kurzum: Die restlichen Verbraucher in Deutschland subventionieren mit der EEG-Umlage in ihrer Stromrechnung die Windräder, die dann in Nechlin mit verbilligtem Strom Wärme für die 35 Haushalte vor Ort liefern. Klar, dass da vor Ort geklatscht wird: Immerhin zahlen jetzt die restlichen Bürger Deutschlands über ihre Stromrechnung einen großen Teil der laufenden Kosten der Wärmeversorgung in Nechlin … Müsste sich die Windwärme wie jeder andere Verbraucher an der EEG-Umlage beteiligen, wäre Windwärme finanziell nicht machbar. Das EEG hat den Strom so teuer gemacht, dass er für Heizzwecke nicht mehr rentabel ist.
Was man mit 400.000 Euro für das Klima hätte erreichen können …
Beispielsweise könnte man in der Lausitz auf ehemaligen Tagebauflächen 300 kWp an Photovoltaikanlagen errichten. Subventionsbedarf null, denn Photovoltaik rechnet sich inzwischen auch ohne EEG. Diese Leistung würde pro Jahr ca. 350.000 kWh ins Netz einspeisen. Diese Einspeisung erfolgt tagsüber zur Verbrauchsspitze – vor allem an sonnigen, windarmen Tagen, an denen in Nordostdeutschland meist noch ein Defizit an sauberem Strom besteht, weil kaum Wind weht.
Die Strommenge reicht über das Jahr gerechnet zum elektrischen Heizen von ca. 35 Haushalten (wie in Nechlin …) oder für den Strombedarf von 100 Haushalten ohne elektrische Heizung und spart gegenüber Braunkohlestrom jährlich ca. 140.000 Kilogramm CO2-Emissionen. Es wäre für die Anwohner, die Landschaft und unsere Greifvögel sinnvoller gewesen – und natürlich für das Klima. Auch die anderen Wärmenetze in Brandenburg (außer Lausitz) werden mit hocheffizienten, modernen Blockheizkraftwerken betrieben, zum Teil sogar schon jetzt CO2-neutral. Zumal bei Umstellung von Blockheizkraftwerk auf Windwärme die wetterunabhängige Kraftwerksreserve dezimiert wird, die eigentlich ausgebaut werden muss. Es ist daher Geldverschwendung, Blockheizkraftwerke durch „Windwärme“ à la Nechlin zu ersetzen.
Sinnvoll wäre eventuell der Einbau von „Durchlauferhitzern“ in vorhandene Blockheizkraftwerke, um diese je nach Stromangebot Strom produzieren oder verbrauchen zu lassen. Jedoch müsste man hierfür zuvor jeweils die Kosten und den Nutzen eines solchen Umbaus abschätzen.