Bei einem Fachgespräch zur Bekämpfung von Mobbing an Brandenburger Schulen in der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Jugend und Sport am 8. Oktober 2020 erörterten die Landtagsfraktionen gemeinsam mit mehreren Experten verschiedene Fragen rund um die Thematik.
Die BVB / FREIE WÄHLER Fraktion hatte das Fachgespräch beantragt, nachdem der Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Mobbing an Brandenburger Schulen und der Entschließungsantrag der Landtagsfraktion zur Einleitung konkreter Anti-Mobbing-Maßnahmen sowie zur Bereitstellung entsprechender Mittel abgelehnt wurden.
Als Anzuhörenden für das Fachgespräch benannte unsere Fraktion den Anti-Mobbing-Experten Carsten Stahl, der sich bereits seit Jahren erfolgreich im Kampf gegen Mobbing einsetzt. Er betonte, dass Mobbing ein allgegenwärtiges, gesellschaftliches Problem sei, das sich durch alle Schichten ziehe und forderte einen offenen Umgang mit dem Thema. Auch weitere Experten, darunter Sabine Theuerkauf vom Kinder- und Jugendtelefon Potsdam und Julius de Gruyter, Mitentwickler einer Anti-Mobbing-App, äußerten sich zur Problematik. Sie schilderten ihre Erfahrungen und gaben Empfehlungen zum Umgang mit Mobbing ab.
Im Rahmen der Fragerunde kamen verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung zur Sprache. Unter anderem wurde auf die Rolle von Schulsozialarbeitern eingegangen, die angesichts ihrer täglichen Herausforderungen auch angemessen bezahlt werden sollten. Auch die Bedeutung des Kinder- und Jugendtelefons wurde erwähnt, wobei hervorgehoben wurde, dass im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung überlegt werden muss, inwiefern digitale Möglichkeiten genutzt werden können.
Carsten Stahl rief zu einem offenen Umgang mit dem Thema auf und appellierte an die Landesregierung, ein Zeichen für Brandenburg zu setzen. Er bemängelte, dass die Mobbingfibel aus dem Jahr 2008 veraltet sei und dringend überarbeitet werden müsse. Schließlich seien in den letzten Jahren neue, zusätzliche Herausforderungen entstanden, beispielsweise das kaum kontrollierbare Cyber-Mobbing. Zudem regte er an, das Thema Mobbing mit in das Schulfach Ethik aufzunehmen.
Alles in allem war man sich bei dem Fachgespräch einig, dass eine Sensibilisierung für die Mobbing-Problematik bereits in einem möglichst jungen Alter erfolgen sollte und dass neben der Schaffung besserer Rahmenbedingungen vor allem auch Prävention unabdingbar ist.
In unserem Entschließungsantrag hatten wir einige operative Maßnahmen genannt, die nach Einschätzung der anwesenden Experten richtig und wichtig wären. Angesichts dessen ist es umso verwunderlicher, dass unser Antrag abgelehnt wurde. Nichtsdestotrotz machen wir uns weiterhin unbeirrt im Kampf gegen Mobbing stark. Denn Worte allein reichen nicht aus – es müssen auch Taten folgen.