Ilona Nicklisch zu SPD, CDU, Grüne „Lehrer ausbilden für Berufsschulen“ – 19.01.2022

19. Jan 2022

Rede von Ilona Nicklisch in Textform:

Ilona Nicklisch (BVB/FW):

Sehr geehrte Vizepräsidentin! Sehr geehrter Abgeordnete! Die berufliche Bildung ist ein zentraler Faktor für die Zukunft unseres Landes. Wenn wir wollen, dass der nahezu überall spürbare Fachkräftemangel mittelfristig abgefedert wird, müssen wir die berufliche Bildung mehr in den Fokus nehmen – denn es sind die Berufsschülerinnen und -schüler, die nach dem Absolvieren der Berufsschule hohe Qualifikationen nachweisen können und so in vielen Bereichen der Gesellschaft helfen können.

Allein der Fakt, dass es Studierenden derzeit nicht möglich ist, im Land Brandenburg einen grundständigen Studiengang für das Lehramt an beruflichen Schulen zu besuchen, zeigt, dass die Landesregierung hier einiges versäumt hat. Stattdessen sind wir in unserem Land darauf angewiesen, Absolventinnen und Absolventen aus anderen Bundesländern abzuwerben. Dabei hat sich in den letzten Jahren bereits gezeigt, wie schwer es ist, Absolventinnen und Absolventen aus anderen Bundesländern zurück nach Brandenburg zu holen.

Die Deckung dieses Personalmangels durch Seiten- oder Quereinsteiger kann für uns nicht auf Dauer die Lösung darstellen. Nachdem der Landtag Brandenburg die Landesregierung durch Beschluss aufgefordert hatte, bis zum dritten Quartal 2021 ein Konzept zur Errichtung einer universitär-qualitätsgesicherten Ausbildung zur Lehrkraft für berufliche Schulen vorzuzeigen, können wir nun über dieses vorgelegte Konzept diskutieren.

Das Konzept der Landesregierung stellt zunächst dar, dass die universitäre Ausbildung natürlich den Standards entsprechen muss, die auf der Kultusministerkonferenz beschlossen worden sind. Nur so kann der Abschluss der Studierenden deutschlandweit angerechnet werden. Doch welchen Abschluss sollen die Studierenden anstreben? Grundsätzlich ist hier ein gestuftes Bachelor- Masterstudium oder das Staatsexamen denkbar.

Im Konzept werden mögliche Modelle für berufsschullehramtsbezogene Masterstudiengänge an der Uni Potsdam und der BTU Cottbus-Senftenberg diskutiert.

Die BTU verfügt derzeit kaum über pädagogische Anteile in den Bachelorstudiengängen, die für das Fächerspektrum des beruflichen Lehramts relevant sind, wie jetzt schon des Öfteren dargestellt wurde. Da die Masterstudiengänge jedoch auf einem Bachelorstudiengang aufbauen müssen, scheint die Universität Potsdam zunächst besser geeignet zu sein, eine zeitnahe Studienmöglichkeit zu schaffen. So könnten laut dem Konzept an der Universität Potsdam jährlich 60 Studienanfängerplätze im Master geschaffen werden, wie auch schon gesagt wurde. Hier kann auf vorhandene Kompetenzen zurückgegriffen werden.

Aus unserer Sicht erscheint es daher sinnvoll, die universitäre Ausbildung zur Lehrkraft für berufliche Schulen an der Universität Potsdam zu forcieren. Damit einhergehend muss jedoch der Appell erfolgen, künftig stärker darauf zu achten, zusätzliche Studienangebote nicht allein in Potsdam zu konzentrieren. Ich möchte die Debatte über die versprochene Ansiedlung von Ministerien und Landesämtern in der Lausitz an der Stelle nicht erneut aufmachen. Wir sollten uns jedoch unsere Verantwortung für die Region mit dem begonnenen Strukturwandelprozess bei künftigen Entscheidungen dieser Art stärker bewusst machen.

Was die Universität Potsdam betrifft, so bedarf es hier vor allem der Zusicherung einer finanziellen Unterstützung seitens des Landtages, um räumlichen und personellen Engpässen zu begegnen.

Dass der universitären Ausbildung zur Lehrkraft an beruflichen Schulen Priorität zukommen muss, zeigt die aktuelle Lehrermodellrechnung 2020 des MBJS. Darin wird ein jährlicher Lehrkräftebedarf an beruflichen Schulen, wie schon gesagt, von 120 bis 130 Personen ab dem Schuljahr 2023/24 ausgemacht. Auch in zehn Jahren wird er noch, wie Frau Dannenberg sagte, bei über 100 Personen pro Jahr liegen. Deshalb müssen wir in diesem Thema zügig vorankommen und uns nicht vorwerfen, was vor 30 Jahren war.

Ich würde sagen: Fangen wir an, diese Sache wirklich gut zu organisieren – und nicht nur die Koalition, sondern auch die Opposition. Wenn wir das gut hinbekommen, werden auch die Bürger bzw. die, die den Beruf lernen wollen, sich freuen, dass endlich mal ein Parlament gesagt hat: Okay, wir schaffen es zusammen.

Jetzt wollte ich nur noch ganz kurz …

Vizepräsidentin Richstein:

Ihre Redezeit ist aber leider abgelaufen, Frau Abgeordnete.

Frau Nicklisch (BVB/FW):

Ja, in Ordnung. – Ich will nur noch sagen: Ihr Entschließungsantrag auf Drucksache 7/4922 ist überlegenswert, Herr Hohloch. Man sollte nicht alles schlechtreden. Deswegen werden wir uns enthalten. – Danke.

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