Christine Wernicke zum Antrag von CDU, SPD, Grüne ‚Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse stärken“ – 24.03.2022

24. Mrz 2022

Rede von Christine Wernicke in Textform:

Frau Abg. Wernicke (BVB/FW):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Es gibt ein äthiopisches Sprichwort, das lautet: Wenn Spinnen vereint weben, können sie einen Löwen fesseln. – Auf den vorliegenden Antrag abgewandelt, könnte es heißen: Wenn die Waldbesitzer gemeinsam wirtschaften, könnte der Waldumbau erfolgreich sein.

Oftmals stehen besonders Kleinprivatwaldbesitzer vor Herausforderungen und Problemen, die sie an einer nachhaltigen Bewirtschaftung hindern. Das sind beispielsweise mangelnde Erschließungen, Besitzsplitterungen, kleine Waldflächen oder geringe Holzmengen. Auch das Wissen und die Zeit zur Eigenbewirtschaftung können fehlen. Die Idee, dass sich Waldbesitzer zu forstlichen Zusammenschlüssen, zu Selbsthilfeeinrichtungen zusammenschließen, liegt daher nahe und wird auch schon viele Jahre beworben.

Forstbetriebsgemeinschaften bieten ihren Mitgliedern viele Vorteile, ob bei Beratung und Schulung, der Bewirtschaftung und Vermarktung des Holzes, der Beschaffung von Pflanzen oder der Vermittlung von Waldpflegeverträgen. Der Eintritt in eine Forstbetriebsgemeinschaft wäre für viele Klein- und Kleinstwaldbesitzer sicherlich eine Entlastung. Dass viele Waldbauern diese Möglichkeit bisher nicht ausreichend nutzen, zeigt, dass die Aufklärung zu diesem Thema intensiviert werden muss.

Eine landesweite Aufklärungskampagne ist hier ein Schritt in die richtige Richtung. Man muss auf die Vorurteile der Waldbesitzer eingehen und insbesondere klarstellen, dass sich die Flächenbesitzverhältnisse und ihre Einkunftsmöglichkeiten mit Eintritt in die Forstbetriebsgemeinschaft nicht ändern. Wichtig ist auch, dass Ansprechpartner vorhanden sind, die den Waldeigentümern themenbezogene Fragen zuverlässig beantworten und ihnen beratend zur Seite stehen können.

Über 90 % der Brandenburger Waldbesitzer bewirtschaften kleine Waldflächen von jeweils maximal 10 Hektar. Dass es sich bei solchen Größenordnungen eher weniger um Haupt- als vielmehr um Nebenerwerbsbetriebe handelt, liegt auf der Hand. Neben einer Vollzeitbeschäftigung noch einen Wald zu bewirtschaften ist für viele Waldbesitzer sicherlich ein angenehmer Ausgleich zum Hauptberuf. Dennoch macht auch dieses Hobby vor allem eines: Arbeit.

Die Landesregierung hat sich das Erreichen einer grünen Null auf die Fahnen geschrieben. Hierzu soll der Waldumbau zu einem großen Teil beitragen. Umsetzen müssen dies allerdings die Waldbesitzer.

Neben dem schonenderen Maschineneinsatz kann dies vor allem durch das Aufforsten der brandenburgtypischen Kiefernbestände zu gesunden Mischwäldern umgesetzt werden. Zaundraht, Holzpfosten, Setzlinge, Verbissschutz – die Einkaufsliste der Waldbesitzer hierfür ist lang. Hinzu kommen die Kosten für die Werkzeuge und der Lohn für die mit der Pflanzung beauftragten Waldarbeiter. Den Hauptteil der Kosten für die Aufforstung macht die Hege der jungen Pflanzen aus. Alles in allem führt der gute Wille der Waldbesitzer, den Waldumbau voranzutreiben, zu höheren Kosten und einem immensen Arbeitsaufwand.

Darum ist es nach unserer Auffassung nur richtig, hier zu unterstützen und die Leistung der Waldbesitzer zu fördern – gerade auch mit finanziellen Mitteln, egal ob der Waldbesitzer einer Forstbetriebsgemeinschaft angehört oder nicht. Wenn wir einen gesunden und nachhaltigen Waldumbau erreichen wollen, muss jeder Schritt in diese Richtung unterstützt werden.

Was ich in dem vorliegenden Antrag allerdings vermisse, sind zum Beispiel folgende Punkte: Wie hoch sollten die Haushaltsmittel sein, die zur Verfügung zu stellen sind? Wann sollen sie zur Verfügung stehen? In welchem zeitlichen Rahmen sollen die Prüfungen, Überprüfungen, Erleichterungen und Förderungen umgesetzt werden? In welchen Abständen soll ein Landeskongress forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse tagen? Wie hoch soll die Förderung des Waldumbaus sein, und an welche Bedingungen ist sie geknüpft? Hier fehlt es dem Antrag an der notwendigen Konkretheit. Trotzdem ist der Antrag ein Schritt in die richtige Richtung. Wir werden beiden Anträgen zustimmen. – Vielen Dank.

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