Rede von Christine Wernicke in Textform:
Frau Christine Wernicke (BVB/FW):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich danke Ihnen, dass ich zu diesem Thema heute noch sprechen darf.
(Heiterkeit sowie Beifall der Abgeordneten Vida [BVB/FW] und Funke [SPD])
„Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt von morgen aussieht.“
So lautet ein Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach bereits aus dem 19. Jahrhundert. Unsere Handlungen haben Konsequenzen und müssen zum Schutz nachfolgender Generationen gut abgewogen werden. Und es gibt wohl nichts, was unmittelbarer mit der Zukunft der Menschheit verbunden ist, als die beiden Themen Landwirtschaft und Insektenschutz.
(Beifall BVB/FW)
Die beiden Themen? Eigentlich ist es eins, denn die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzfläche und das Insektenaufkommen bedingen sich gegenseitig.
(Beifall des Abgeordneten Hünich [AfD])
Albert Einstein sagte einst:
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“
Es ist schon lange Konsens: Wer den Fortbestand unserer Spezies sichern will, muss die Insekten schützen. Das ist richtig und wichtig, und es ist zu begrüßen, dass so emsig Pläne geschmiedet wurden.
Aber Planung allein reicht nicht aus, denn so unterstützenswert es auch ist, diesen Planeten für unsere Enkel zu gestalten, müssen auch wir hier, im Jahr 2022, etwas essen. Dafür, dass unsere Teller zuverlässig gefüllt sind, sorgen die Landwirte. Sie sorgen für unsere Lebensgrundlage und somit für die der zukünftigen Generationen.
(Beifall BVB/FW)
Ich frage mich: Wer im Saal hier könnte noch für sich selbst sorgen? Wer hat noch das Wissen und die Fähigkeit dafür? Beständig sorgen unsere Landwirte für unsere Lebensmittel in hoher Qualität und Menge, und trotzdem sind sie es, die benachteiligt werden.
(Einzelbeifall AfD)
„Friss oder stirb!“ – so empfinden die Landwirte die neue Ausrichtung der Landwirtschaftspolitik, und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Landwirtschaft so schon in einer finanziellen Krise steckt: AdBlue, Ersatzteile, Düngemittel, ASP, Trockenheit, die neue Düngeverordnung – die Betriebe kämpfen mit vielen Herausforderungen und müssen momentan jeden Euro wirtschaftlich optimieren.
Jetzt fordert man zusätzlich, dass sie auf Flächen und Erträge verzichten – für die Insekten, aber ohne Gegenleistung, ohne Gegenfinanzierungsangebot.
(Rostock [B90/GRÜNE]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)
Das ist ebenso realitätsfern
(Beifall BVB/FW und des Abgeordneten Hünich [AfD])
wie die Pauschalaussage, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralischer Stickstoffdünger hätten insgesamt negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Biodiversität.
(Beifall BVB/FW sowie der Abgeordneten Hünich [AfD] und Roick [SPD])
Gesetzentwürfe wie der hier vorliegende sind es, die Landwirtschaft und Politik immer mehr entzweien und die nachhaltige regionale Versorgung unserer Bevölkerung aufs Spiel setzen.
(Beifall BVB/FW)
Alles in allem war der Ansatz gut, die beiden Parteien Landwirtschaft und Artenvielfalt an einen Tisch zu bringen. Umso enttäuschender ist der Ausgang dieses lang anhaltenden Dialogprozesses.
Zur Aussage von Frau Hiekel möchte ich sagen: Es sollte ein Gesetz mit konkreten Inhalten vorgelegt werden, und das wäre nicht gewollt gewesen. Ich hätte mir gewünscht, der Einzelplan 10 hätte konkrete Regelungen enthalten, sodass ich gestern meine Rede anders hätte halten können. – Vielen Dank.
(Beifall BVB/FW und SPD)