Immer mehr Asbestabfälle werden illegal in Brandenburgs Wäldern entsorgt – Problem stößt bei Landesregierung auf taube Ohren
Asbest ist nicht brennbar, isoliert Wärme hervorragend und verwittert nur sehr langsam. Und so war es über Jahrzehnte ein beliebter Baustoff. Doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass die kleinen Fasern sich auch in der Lunge ansammeln und der Körper sie dort nicht beseitigen kann. Die Folge ist oft Asbestose, eine Vernarbung der Lunge, die zu verminderter Lungenfunktion führt. Eine mögliche Langzeitfolge ist Krebs. Entsprechend hat die Bundesregierung die Verwendung von Asbest eingeschränkt und dann 1993 komplett verboten. Viele Gebäude mussten von Asbest befreit werden, um die Gesundheit der Bürger zu schützen. Bei vielen anderen Gebäuden steht eine solche Asbestsanierung oder der Abriss noch an.
Doch wohin mit dem asbesthaltigen Bauschutt? Eine ordnungsgemäße Entsorgung ist für Umwelt und Gesundheit absolut notwendig, kostet aber auch viel Geld. Leider gibt es Bürger mit krimineller Energie, die sich die Kosten für eine fachgerechte Entsorgung sparen wollen. Somit werden jedes Jahr hunderte Tonnen asbesthaltiger Abfälle einfach in Brandenburgs Wäldern entsorgt – vieles davon aus Berlin. Das betrifft vor allem Wälder in der Nähe von Autobahnabfahrten, die Kriminelle als illegale Mülldeponie missbrauchen.
Für die Brandenburger ist Asbest eine immer größer werdende Gefahr. Egal ob Wanderer, Pilzsucher oder gar Kinder, die sich aus Wellasbest eine Waldhütte bauen: Viele ahnen die unsichtbare Gefahr von Asbestfasern nicht. Deshalb sollten die Behörden derartige Fälle streng verfolgen und entdecktes Asbest schnellstmöglich entsorgen. Doch daran hakt es. Seit Jahren versucht Werner Lüerß – der selbst an Asbestose leidet – die Landesregierung auf die Probleme hinzuweisen. Doch egal ob bei Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) oder Umweltminister Axel Vogel (Grüne) – überall stieß er auf taube Ohren. Nun erhielt Werner Lüerß Unterstützung von unserer Fraktion.
Unser Landtagsabgeordneter Péter Vida stellte Ende Juni eine Anfrage an die Landesregierung zum Thema. Die Antwort der Landesregierung zeigt deutlich, dass Lüerß Eindruck korrekt ist: Es wird immer mehr Asbest illegal in Brandenburgs Wäldern entsorgt. 2016 waren es noch 130 Tonnen, fünf Jahre später mit 274 Tonnen schon mehr als doppelt so viel. Für 2022 und 2023 fehlen der Landesregierung noch die Zahlen. Die Aufklärungsquote illegaler Asbestentsorgungen beträgt laut Landesregierung erfreuliche 64% – doch die Zahl hat einen Haken. Denn viele Forstbehörden nehmen Anzeigen nur auf, wenn es Hinweise auf den Verursacher gibt. Mit anderen Worten: Viele ungeklärte Fälle landen gar nicht erst in der Statistik, die Behörden ignorieren sie.
Die Kleine Anfrage bestätigte auch die Probleme mit der Entsorgung gemeldeter Fälle. So beauftragte zum Beispiel der Landkreis Oberhavel eine Firma mit der Beräumung von Asbestabfällen. Doch an der gleichen Stelle liegt auch heute Asbest. Ob „immer noch“ oder „schon wieder“ lässt sich nicht sagen – der Kreis hat nämlich nicht geprüft, ob die beauftragte und bezahlte Beräumung Ende 2022 tatsächlich durchgeführt wurde. Für die BVB / FREIE WÄHLER Fraktion ist klar: Das Land darf die Ablagerung von Müll in unseren Wäldern nicht mehr hinnehmen. Die Behörden müssen die Müll-Sünder endlich stoppen und konsequent bestrafen!
Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage „Vorkommen asbesthaltiger Abfälle in Brandenburger Wäldern“
„Asbest-Müll: Dieser Mann kämpft mit Asbest in der Lunge gegen die Gefahr im Wald“ – MOZ 31.07.2023