Rede von Ilona Nicklisch in Textform:
Abgeordnete Ilona Nicklich (BVB/FW):
Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Wie uns allen wohlbekannt ist, sind die Jahre der frühkindlichen Erziehung von besonderer Bedeutung. Sie legen den Grundstein für die folgende Bildung und Entwicklung eines Kindes und sollen Kompetenzen vermitteln, die eine erfolgreiche Bildungskarriere in der Schule ermöglichen. Vor diesem Hintergrund ist die weitere schrittweise Verbesserung der Personalschlüssel der folgerichtige Schritt, den wir als BVB / FREIE WÄHLER grundsätzlich begrüßen.
Auch wenn sich die Personalsituation in Brandenburgs Kitas in den letzten Jahren stetig verbessert hat, hinkt sie, besonders im Vergleich zu den westlichen Bundesländern, noch immer weit hinterher. Zu diesem Ergebnis kam eine im Sommer dieses Jahres von der Bertelsmann Stiftung vorgestellte Analyse der Personalsituation an Kitas in ganz Deutschland. In den westdeutschen Bundesländern lag der durchschnittliche Wert für die Betreuung von Kinderkrippengruppen schon vor einem halben Jahr real bei 3,5 Kindern pro Erzieher. Wir in Brandenburg versprechen kraft Gesetzes derzeit einen Betreuungsschlüssel von 1:5 in Kindergruppen von ein bis drei Jahren. In der Realität sieht das allerdings anders aus. Da muss noch immer eine Erzieherperson mit durchschnittlich 5,3 Kindern klarkommen; so weist es zumindest die bereits erwähnte Analyse aus.
Das heißt also: Mit dem uns vorliegendem Beschluss zur Änderung des Betreuungsschlüssels auf 1:4,65 ab August nächsten Jahres bleibt nicht nur der Abstand zu den westlichen Standards nach wie vor beträchtlich. Zieht man zusätzlich in Betracht, dass mit dem Beschluss die Realisierung längst nicht gesichert ist, sieht es noch schlechter aus. Beschließen kann man vieles. Aber ob das geplante Vorhaben auch umsetzbar ist, darf angesichts der Fachkräftesituation auf dem Arbeitsmarkt durchaus bezweifelt werden. Die Umsetzung des uns vorliegenden Beschlussvorschlages bedeutet nämlich, dass die Kinderbetreuungseinrichtungen, die schon heute nicht über genug Personal verfügen, ab dem Sommer noch mehr Erzieherbedarf haben werden. Zusätzlich belastend in dieser Situation wirkt, dass der Erzieherbedarf nach wie vor steigt. Aus diesem Grund ist das Augenmerk verstärkt auf die Ausbildung von Erziehungspersonal zu legen.
Während im Bereich der Lehrergewinnung etliche Programme auf den Weg gebracht wurden – gestern wurde hinreichend darüber diskutiert -, hat man das im Bereich der Erzieher bisher vernachlässigt. Hier gilt es verstärkt zu investieren.
Trotz der Skepsis, was die Realisierung betrifft, werden wir der Beschlussvorlage unsere Zustimmung geben.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.