Rede von Christine Wernicke in Textform:
Frau Abg. Wernicke (BVB/FW):
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Koalition träumt von einer Bioökonomiestrategie für Brandenburg in einer klimaneutralen Zukunft. Sie fordert neben einer verbesserten Forschung auf diesem Gebiet unter anderem auch einen Wissenstransfer aus der Wissenschaft in die Praxis. Was, bitte schön, ist daran neu?
Die moderne Landwirtschaft hat schon immer eng mit der Wissenschaft zusammengearbeitet, und jeder Landwirt weiß, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis ist, auch wenn Brandenburg über keine eigene landwirtschaftliche Universität oder Hochschule verfügt. Zu meinen Studienzeiten nannte man das Agrarwissenschaften und Agrarökonomie.
Wer einen Bezug zur Landwirtschaft hat, dem ist jedoch auch bekannt, dass zwischen den Ergebnissen der grünen Wissenschaft, der Umsetzbarkeit in der Praxis und gerade der Ökonomie oft eine große Lücke klafft. Die einbringenden Fraktionen sprechen von nachhaltigem und effizientem Umgang mit Biomasse unter Entwicklung neuartiger Verarbeitungsprozesse und Endprodukte. Dies tut die Landwirtschaft schon heute.
Aber Bioökonomie ist viel mehr. Zur biobasierten Wirtschaft tragen alle Branchen bei. Dazu zählen nicht nur die Branchen, die biologische Ressourcen produzieren, be- und verarbeiten oder in irgendeiner Form nutzen, wie die Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die Energiewirtschaft, die Fischerei, die Aquakultur, die Chemie und Pharmazie, die Nahrungsmittelindustrie, die industrielle Biotechnologie, die Kosmetik-, Papier- und Textilindustrie.
Und was zeichnet diesen Antrag aus? Im Wesentlichen ist er auf die Landwirtschaft ausgerichtet. Richtig müsste es also heißen: Antrag für eine Biostrategie für die Brandenburger Landwirtschaft.
Bei dem vorliegenden Antrag könnte man fast meinen, dass sich Wissenschaft und Landwirtschaft bislang völlig fremd seien. Das stimmt aber nicht. Schon seit Jahrhunderten arbeitet die Landwirtschaft mit der Wissenschaft zusammen, angefangen bei Darwins Vererbungslehre oder bei Liebigs Minimumgesetz. Heute besteht ein enges Verhältnis zwischen Landwirten und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, aber auch Züchtungsunternehmen, der chemischen Industrie und vielen anderen Wirtschaftszweigen.
(Zurufe)
– Ist etwas?
Vizepräsident Galau: Das Mikrofon scheint manchmal ein bisschen auszufallen.
Frau Abg. Wernicke (BVB/FW): Gut. – Gemeinsam wird …
Vizepräsident Galau: Jetzt scheint es ganz ausgefallen zu sein. Die Technik bitte einmal. – Wir haben keine Mikrofonanlage.
Test … Geht das?
Frau Abg. Wernicke (BVB/FW): Eins, zwei, drei … Meine Redezeit läuft und ich habe kein Mikro.
Vizepräsident Galau: Moment, ich halte die Uhr einmal an. Ich gebe Ihnen die Sekunden natürlich obendrauf; das ist klar.
Frau Abg. Wernicke (BVB/FW): Danke.
Vizepräsident Galau: Technik, wir haben jetzt ein Problem! Das ist auch für das Protokoll schlecht.
Frau Abg. Wernicke (BVB/FW): Eins, zwei drei – ihr hört mich immer noch nicht?
Vizepräsident Galau: Ich unterbreche die Sitzung, bis die Technik wieder funktioniert.
(Unterbrechung der Sitzung: 16.25 Uhr)
(Fortsetzung der Sitzung: 16.26 Uhr)
Jetzt scheint es wieder zu funktionieren. Frau Wernicke, probieren Sie es einmal?
Frau Abg. Wernicke (BVB/FW): Eins, zwei – ja, wunderbar!
(Beifall)
Vizepräsident Galau: Sehr gut, dann können wir mit der Sitzung fortfahren. Frau Wernicke bekommt die Sekunden natürlich obendrauf. Bitte schön.
Frau Abg. Wernicke (BVB/FW):
Vielen Dank an die Technik. – Heute besteht ein enges Verhältnis zwischen Landwirten und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, aber auch zu Züchtungsunternehmen, der chemischen Industrie und vielen anderen Wirtschaftszweigen. Gemeinsam wird versucht, eine ressourcenschonende, umweltnahe und boden- und ökosystemfördernde Landwirtschaft aufzubauen. Die Ökonomie ist dabei aber entscheidend für die Landwirtschaftsbetriebe. Die besten Ideen nützen nichts, wenn die Betriebe keinen Gewinn erzielen. Damit dies nicht passiert, ist es unsere Aufgabe, dafür die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen – sorgen doch die Landwirte dafür, dass wir ausreichend mit Lebensmitteln versorgt sind! Wie stünden wir ohne Landwirte da?
Wer aufmerksam die Landwirtschaft und Forstwirtschaft in Brandenburg verfolgt, weiß, dass die Bauern und Bäuerinnen momentan noch ganz andere Sorgen haben und lebens- und überlebenswichtige Probleme lösen müssen. Die Düngerpreise steigen, die Afrikanische Schweinepest setzt nicht nur die Schweinehalter unter Druck, sondern auch die Ackerbaubetriebe; die Schlachtkapazitäten reichen bei Weitem nicht aus, wenn die Schweine aus der „weißen Zone“ kommen. Als würde die ASPKrise nicht reichen, werden zudem die Ersatzteile für die landwirtschaftlichen Maschinen immer teurer. Hinzu kommen lange Wartezeiten bis zur nächsten Verfügbarkeit. AdBlue wird langsam knapp, und den Kraftstoff kann sich auch bald wohl kaum noch ein Landwirt leisten. Und dann ist auch noch die Geflügelpest da. Machen Sie sich morgen selbst ein Bild – vor dem Landtag, auf der Bauern-Demo.
Dennoch ist die weitere Forschung zu einer ressourcenschonenden und zukunftsfähigen Landwirtschaft natürlich unterstützenswert. Besonders die Forderung im Antrag nach dem Aufbau von Demonstrationsbetrieben ist vernünftig und bringt vielleicht realistischere Forschungsergebnisse. Allerdings sollte sich die Koalition davon verabschieden, dass alles, was gut für die Zukunft sein soll, immer nur mit ökologischer Landwirtschaft erreicht wird. An diesem Punkt vermisse ich einen sehr wichtigen Punkt besonders: An erster Stelle sollte doch die Sicherstellung der Versorgung der Brandenburgerinnen und Brandenburger mit Lebensmitteln vorwiegend aus Brandenburger landwirtschaftlicher Erzeugung stehen. Trotz der einseitigen Ausrichtung des Antrages werden wir ihm zustimmen. – Vielen Dank.